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Frau steht neben ihrem zerstörten Haus in Tigray

Was ist los in Tigray?

Die Region Tigray im Norden Äthiopiens wurde von einer humanitären Krise ungeahnten Ausmaßes heimgesucht. Von November 2020 bis November 2022 standen Massentötungen, sexuelle Gewalt, Plünderungen und Hungersnöte an der Tagesordnung. Die Bewohner haben nun mit den Folgen eines Krieges zu kämpfen, der im Verborgenen stattfand.

Humanitäre Krise in Tigray

Die Krise die verborgen blieb

In Tigray, einer halbautonomen Region im ostafrikanischen Land Äthiopien, wurde zwei Jahre lang heftig gekämpft. Die Gewalt des Krieges kostete Hunderttausende von Menschen das Leben. Viele weitere leiden heute unter den Traumata der gewaltsamen Tötungen und Vergewaltigungen. Humanitäre Helfer und Journalisten erhielten kaum Zugang zu dem Gebiet. Und so blieb der Krieg im Verborgenen. Doch nicht für uns!

1. Wie ist der Konflikt in Tigray entstanden?

Im Jahr 2020 eskalierten die Spannungen zwischen der Regionalregierung von Tigray und der äthiopischen Zentralregierung. Es waren Wahlen angesetzt, die aber von der Regierung wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden. Die TPLF (Tigray People's Liberation Front), die Partei, die in Äthiopien seit fast 30 Jahren an der Macht ist, war über diese Verschiebung empört.

Anfang November 2020 griffen TPLF-treue regionale Sicherheitskräfte einen Stützpunkt der äthiopischen Armee in Mek'elle, der Hauptstadt der Region Tigray, gewaltsam an. Es kam zu Kämpfen zwischen der nationalen Armee und der regionalen Armee. Der Ausnahmezustand wurde verhängt und die TPLF zum Feind erklärt. Die TPLF wollte die Macht wiederherstellen und die Region Tigray für autonom erklären. Niemand konnte vorhersehen, dass der Konflikt derart aus dem Ruder laufen würde.

2. Was ist seither in Tigray geschehen?

Truppen aus dem benachbarten Eritrea, amharische Milizen – aus der südlichen Nachbarprovinz von Tigray – und andere Splittergruppen mischten sich in die Kämpfe und übernahmen die Kontrolle über einen Teil des Gebiets.

Hunderttausende Äthiopier flohen vor der extremen Gewalt und den Plünderungen. Sie mussten alles zurücklassen, oft Hals über Kopf. Die Banken wurden geschlossen, die Versorgung mit Lebensmitteln eingeschränkt. Millionen von Menschen in Tigray konnten wegen des Mangels an Lebensmitteln und Wasser kaum überleben. Journalisten wurde der Zugang verwehrt. So wusste kaum jemand von den Tragödien, die sich in Tigray abspielten. 

Nach mehreren gescheiterten Versuchen unterzeichneten die äthiopische Regierung und die Rebellengruppen im November 2022 einen Waffenstillstand. Seitdem öffnet sich die Region langsam wieder für die Außenwelt. Die Geschichten über die Geschehnisse während des Krieges sind geradezu entsetzlich. Alle Kriegsparteien haben sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Menschen wurden massenhaft ermordet, vergewaltigt und ausgeraubt.

ZOA Mitarbeiter neben einem Flüchtlingslager in Tigray

3. Warum fliehen die Menschen nicht in sichere Gebiete außerhalb von Tigray?

Äthiopien ist ein Flickenteppich von Völkern und Gruppen, und die Tigrayer sind nicht überall willkommen. Es gibt viele ethnische Konflikte, und das Land ist anfällig für Dürren, Überschwemmungen und den Ausbruch von Infektionskrankheiten. Dadurch sind die sozialen Beziehungen angespannt.

Von den insgesamt 6 Millionen Einheimischen in Tigray sind Millionen vertrieben worden. Etwa 70.000 flohen in den Sudan. Aber auch in diesem Land brach im April dieses Jahres ein Konflikt aus, der die Menschen dort unsicher macht.

4. Was sind die größten Bedürfnisse?

Den Flüchtlingen und Vertriebenen aus Tigray fehlt es wirklich an allem: an sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln, Unterkünften, Kleidung und Matratzen zum Schlafen. Viele Menschen leben auch jetzt noch unter erbärmlichen Bedingungen in verlassenen Schulgebäuden. Oder sie schlafen unter freiem Himmel.

Darüber hinaus leiden Hunderttausende von Menschen unter einem enormen Trauma. Familien sind auseinandergerissen worden. Viele Eltern haben ihre Kinder und die Kinder ihre Eltern verloren. Unzählige Frauen wurden wiederholt vergewaltigt. Ungezählte Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren und trauern um geliebte Menschen.

5. Was tut ZOA in Äthiopien?

ZOA ist doch schon in Äthiopien, richtig? Das stimmt, wir sind seit 1993 in Äthiopien tätig. Unsere Teams unterstützen Flüchtlinge, Vertriebene und die gefährdete lokale Bevölkerung. Äthiopien beherbergt viele Flüchtlinge aus Nachbarländern wie Eritrea, Südsudan und Somalia.

In den nördlichsten Lagern in Tigray sind hauptsächlich eritreische Flüchtlinge untergebracht. Im November 2020 wurden 300 eritreische Flüchtlinge im Lager Hitsats getötet. Auch das ZOA-Büro in Hitsats wurde geplündert; ein Mitarbeiter wurde getötet.

Dennoch arbeiteten unsere ZOA-Mitarbeitenden vor Ort während des zweijährigen Konflikts weiter – so gut sie konnten. Abgeschnitten von der Außenwelt, versuchten sie, für Landsleute in Not da zu sein.

ZOA hilft mit Töpfen und Pfannen

6. Wie hilft ZOA in Tigray?

Während des Konflikts richtete ZOA ein Nothilfebüro in der Hauptstadt Mek'elle ein. Dort arbeiten wir mit anderen Hilfsorganisationen der Dutch Relief Alliance zusammen. ZOA stellt unter anderem sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel, sanitäre Anlagen und andere notwendige Dinge wie Matratzen, Töpfe und Pfannen zur Verfügung.

Die Arbeit in den Flüchtlingslagern geht auch nach dem Waffenstillstand weiter. ZOA hilft in Tigray sowohl den Vertriebenen aus dem Westen als auch den Einheimischen, die dort alles verloren haben.

Wir lassen die Menschen Tigray nicht allein

Gemeinsam sind wir da, für die Menschen in Tigray. Es fehlt ihnen wirklich an allem: sauberes Trinkwasser, Nahrung, Unterkunft, Kleidung und ein Platz zum Schlafen. Helfen Sie mit? Jeder noch so kleine Beitrag macht einen Unterschied für die Menschen vor Ort!

Jetzt Tigray unterstützen    Mehr zu unserem Einsatz in Äthiopien

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