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5 Fragen über den Klimawandel: ZOAs Klimaexperte Aron Aoja

Zur COP28: 5 Fragen über den Klimawandel – mit Klimaexperte Aron Aoja

Am 30. November begann die 28. UN-Klimakonferenz (COP). Fast 200 Delegierte aus verschiedenen Ländern beraten sich über die nächsten Schritte im Kampf gegen die Klimakrise. Doch welche Folgen hat der Klimawandel genau und welche Lösungen gibt es? Wir haben nachgefragt: bei Klimaexperten Aron Aoja aus Uganda.

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Klimakrise als globales Problem

Warum der Klimawandel Millionen von Menschen zur Flucht zwingt

In unseren ZOA-Projektländern wie etwa Äthiopien spüren wir die Auswirkungen der Klimaerwärmung seit einigen Jahren in Form von Überschwemmungen, Dürren und anderen extremen Wetterereignissen, die Millionen von Menschen zur Flucht zwingen. Aron Aoja ist Klimaexperte und ehemaliger ZOA-Mitarbeiter in Uganda. Wir haben ihn zu den Folgen der Klimaerwärmung befragt und was wir als internationale Gemeinschaft tun können, um Lösungen zu finden.

Mein Name ist Aron Aoja und ich war ZOA Projektleiter im Projekt Green Energy in Norduganda. Wir arbeiten in der West-Nil-Regon daran, die Lebensbedingungen von Flüchtlingen und einheimischen Gemeinschaften insbesondere durch natürliche Ressourcen und saubere Energie wie Solar und Biomasse zu verbessern. Meine größte Motivation für meine Arbeit ist meine Leidenschaft für die Umwelt. Ich möchte wirklich, dass Menschen die Umwelt schützen und sie richtig und nachhaltig nutzen.

1. Woran kann man den Klimawandel in Uganda erkennen?

Wenn wir über die Folgen des Klimawandels sprechen, betrachten wir gewöhnlich Wettermuster. In Uganda können wir feststellen, dass sich diese Wettermuster stark verändert haben. Wenn es regnet, dann wirklich heftig und über einen längeren Zeitraum, mit Überschwemmungen und immer häufiger sogar Hagelstürmen. Auf der anderen Seite erstreckt sich die Trockenzeit in verschiedenen Regionen deutlich länger und verbrennt die Ernten.
In der Vergangenheit gab es in Uganda 2 bis 3 Pflanzsaisonen im Jahr. Eine von ihnen findet inzwischen nicht mehr statt und auch die übrigen beiden sind nicht mehr verlässlich, weil sich das Wetter so stark verändert hat.

2. Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Menschen aus?

Aufgrund der Ernteausfälle sind sowohl Lebensmittel als auch Saatgut sehr teuer geworden. Besonders betroffen sind Getreide wie Mais, SimSim (Sesam) und andere Pflanzen wie Bohnen und Soja, die in Uganda zu den Grundnahrungsmitteln gehören. Die Mehrheit der Menschen in den nördlichen Regionen Ugandas sind Farmer. Daher betrifft der Klimawandel einen Großteil der Bevölkerung.

In einigen Regionen ist ihr Anbau sogar fast unmöglich geworden, weil die Dürren die Beschaffenheit der Böden verändert haben. Sie können kaum noch Wasser speichern und Pflanzen werden zunehmend gestresst. Dadurch verlieren sie weiter Wasser und ihre Nährstoffe. Es gibt also nicht nur weniger, sondern auch qualitativ weniger nahrhafte Lebensmittel. Das wirkt sich besonders auf Kinder aus, die Nährstoffe zu einer gesunden Entwicklung benötigen. Es ist ein großes Problem.

Klimawandel: Hand hält Maniokblatt, ein Hauptnahrungsmittel in Uganda

3. Und was ist mit Wetterextremen wie Starkregen und Überschwemmungen? Was sind die Folgen davon?

Aufgrund von Überschwemmungen verrotten viele Felder, denn viele Pflanzen sterben ab, wenn sie zu lang in zu viel Wasser stehen. Wenn die Regenfälle zu früh kommen, wird zudem das Saatgut, das gerade erst gepflanzt wurde, ausgewaschen, bevor es Wurzeln schlagen kann. Dazu kommt, dass es in letzter Zeit immer häufiger zu Stürmen mit Hagelkörnern kommt, die die Ernte zerstören, bevor sie reifen kann. Die Menschen in Uganda investieren viel, um Saatgut zu kaufen und sie sind darauf angewiesen, es anzubauen und zu vermehren. Die meisten von ihnen können einen solchen Verlust nicht verkraften. Schädlinge sind ein weiteres Problem. In den letzten Jahren hat Uganda unter einer regelrechten Plage des so genannten Heerwurms gelitten, der die Blätter des Mais frisst und so die Pflanzen vernichtet. Wir haben festgestellt, dass er sich an die Umwelt angepasst hat und die geschwächten Pflanzen noch mehr schädigt.

4. Was hältst du von den geplanten Ausgleichszahlungen? Sind sie hilfreich?

In betroffenen Ländern wie Uganda sind die Kosten für den Wiederaufbau nach Klimakatastrophen in die Höhe geschnellt. In vielen Gebieten, die von schweren Dürren oder Überschwemmungen betroffen sind, wurden Infrastrukturen wie Straßen und Schulen zerstört. Auch Erdrutsche treten immer häufiger auf und haben zum Verlust von Eigentum geführt oder den Zugang zu Medizin, Bildung oder Märkten abgeschnitten. Die Reparaturkosten sind jedoch zu hoch und die Einnahmen der lokalen Behörden reichen nicht aus, um diese Gemeinden zu unterstützen. Entschädigungszahlungen könnten daher eine Option sein.

Gleichzeitig sollten wir diese Gemeinschaften aber auch unterstützen, sich anzupassen und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den immer häufiger auftretenden klimabedingten Schocks zu stärken.

Klimawandel in Uganda: Zwei ZOA Mitarbeiter prüfen einen gepflanzten Baum

5. Was sind deine 5 Lösungen für den Klimawandel?

  • Erstens müssen wir die Menschen mit nachhaltigen Systemen unterstützen, insbesondere für die Bewässerung. Solarzellen könnten ihnen zum Beispiel helfen, Wasser zu pumpen und Dürreperioden besser zu überstehen.
  • Zweitens brauchen wir mehr Schulungen, damit sie nachhaltige Wege zum Schutz der Umwelt finden. ZOA lehrt zum Beispiel, wie man recycelte Abfälle zum Kochen verwendet und energiesparende Öfen herstellt. Mit diesen Techniken können die Menschen Energie einsparen und die Auswirkungen auf die Umwelt verringern.
  • Drittens sollte ein besserer Zugang zu sauberen Energien wie Solarenergie für Beleuchtung und vielleicht sogar zum Kochen geschaffen werden. Sie müssen für Menschen überall bezahlbar und verfügbar sein. Das kann die betroffenen Länder sehr unterstützen. Wir sollten sie auch für diese verschiedenen Energiequellen und nachhaltige Wege zur Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen sensibilisieren. Denn wenn sie die Umwelt schützen, unterstützen sie auch ihren Lebensunterhalt.
  • Eine weitere Lösung ist, die Forschung im Bereich der erneuerbaren Energien auszuweiten, damit sie praktischer und verfügbarer werden. Wir müssen Wege finden, um sie für Menschen wirklich nutzbar zu machen. Bisher haben wir zum Beispiel Solarbeleuchtung gesehen, aber Solarstrom zum Kochen ist noch nicht verfügbar. Wir sollten diese anderen Formen der erneuerbaren Energie stärker erforschen.
  • Die letzte Lösung, die mir einfällt, ist eine stärkere Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen, insbesondere mit der Regierung. Der Klimawandel muss eine Priorität sein und mehr Mittel erhalten. Die internationalen Organisationen, insbesondere die Vereinten Nationen, die humanitären Organisationen, ECHO, die EU und die verschiedenen Geber, müssen zusammenarbeiten und Gemeinschaften helfen, einige ihrer Herausforderungen zu mildern und sich anzupassen, damit sie mögliche und verfügbare Lösungen entwickeln können.

Der Klimawandel ist ein globales Problem, und wir sollten alle zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Das bedeutet, dass wir die Gemeinden bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels unterstützen müssen! Die Probleme des Klimawandels betreffen alle Menschen gleichermaßen. Menschen mit Behinderungen, Flüchtlinge, lokale Gemeinschaften.  Wir brauchen mehr Unterstützung, um diese Probleme zu bekämpfen. Und wir müssen ihre Geschichten mit der Welt teilen, denn was hier passiert, ist real und dringend, und wir müssen Lösungen finden, die Bestand haben!

Weitere Fragen zum Thema? Dann kontaktieren Sie Aron Aoja direkt über Twitter (@AojaAron) oder per Mail

 

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