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Abd aus Mosul lacht

Abd aus Mossul wird nicht länger verrückt genannt

2017 wurde die Stadt Mossul im Nordirak vom IS befreit. Die Befreiung gab Hoffnung und eine neue Perspektive. Doch sie hatte einen hohen Preis.

Er wird nicht mehr verrückt genannt

ZOA richtet Gemeindezentren ein

Nach dem Sieg über den IS richtete ZOA zusammen mit dem lokalen Partner IID eine Reihe von sogenannten Gemeindezentren in ganz Mosul ein. Gemeinschaftszentren sind Orte, an denen die Menschen in Mosul inmitten des Chaos ihrer zerstörten Stadt - und oft auch ihrer zerstörten Herzen - Schutz finden können.  Einer der Teenager, die in das Zentrum kamen, war der 16-jährige Abd Al-Rahman. Die Menschen nannten ihn verrückt.

Abd wurde von seiner Mutter in das Zentrum gebracht. Es war ihre letzte Hoffnung. Sie war verzweifelt, denn die Ärzte diagnostizierten bei Abd eine leichte geistige Behinderung und Hyperaktivität. Deshalb konnte sie ihren behinderten Sohn nicht in der Schule anmelden. Denn alle Schulen, an die sie sich wandte, erklärten ihr, dass sie nicht über ausreichende Kapazitäten verfügten, um einen Fall wie Abd zu betreuen. Das Zentrum war die einzige Möglichkeit, die ihr blieb. Abd's Mutter erzählte dem Team, dass ihr Sohn von den Menschen in seinem Umfeld, sogar von seinem Vater und seinen Mitschülern, gemobbt wurde. Sie stand hilflos da und wusste nicht, was sie tun sollte.

Psychologische Unterstützung

Unser Team in Mosul beschloss, sowohl Abd als auch seine Mutter separat psychosozial zu betreuen. Während der individuellen Betreuung der Mutter gaben die Sozialarbeiter ihr Ratschläge zu den Behandlungsmethoden, die sich positiv auf die Entwicklung des Zustands ihres Kindes auswirken könnten. Sie lernte, dass sie ihrem Sohn helfen und ihn nicht tadeln, sondern ihn stattdessen ermutigen und unterstützen sollte.

Das Team bot auch Abd Unterstützung an. Sie belohnten ihn für sein positives Verhalten und sorgten dafür, dass er genügend Raum bekam, um sich als Teil der Gruppe zu fühlen. Sie stellten sicher, dass er das Gefühl hatte, dass seine Anwesenheit die Gruppe vervollständigte. Die Sozialarbeiter versuchten, Abd in körperliche Aktivitäten einzubinden, um seine Energie zu entladen. Langsam begannen sich die Dinge zu ändern. 

Kinder stehen auf einer Treppe vor dem Mashahad Gemeinezentrum in Mosul

Nicht mehr verrückt genannt

Auch heute kommt Abd al-Rahman noch in das Zentrum, weil er sich dort willkommen fühlt. Er lernt und schreibt seine Hausaufgaben mit Begeisterung, denn er ist wie andere Kinder geworden, lernt und spielt mit ihnen. Seine Anwesenheit im Zentrum hat dazu beigetragen, dass er sich in die Gemeinschaft eingefügt hat. Die Leute fingen an, ihn normal und ohne Angst zu behandeln und ihn nicht mehr als Verrückten zu bezeichnen.

Wir sind für Menschen wie Abd da. Seit dem Start des Projekts im März 2017 haben das IID und ZOA gemeinsam acht verschiedene Zentren in Ost- und Westmosul eröffnet. Für mehr als 6.000 Frauen und 12.000 Kinder sind diese Orte ein sicherer Hafen.