ZOA hilft von der Nothilfe bis zum Wiederaufbau, zum Beispiel mit sauberem Trinkwasser, Bildung und Landwirtschaft. Aber materielle Hilfe allein reicht oft nicht aus, erklärt Corita Corbijn, Expertin für Friedensförderung bei ZOA. „Wenn die Menschen in einer Region nicht bereit sind, zusammenzuarbeiten, und einander und der Zukunft nicht vertrauen, dann waren einige der Investitionen umsonst. Denn dann können Konflikte einfach wieder ausbrechen.“ Die Soziotherapie findet in Ländern wie Kongo und Liberia statt, die eine Geschichte von Krieg und Konflikten haben. „Mit der Soziotherapie legen wir einen wichtigen Grundstein für einen nachhaltigen Wiederaufbau.“
Tiefes Misstrauen
Menschen, die Gewalt und Krieg erlebt haben, leiden oft unter unverarbeiteten Emotionen und Wut. Dies kann in Alkoholabhängigkeit, häusliche Gewalt und andere Aggressionen ausarten. Die Menschen sind es häufig auch gewohnt, direkt zum Messer zu greifen, anstatt über Dinge zu reden. „Mit unserer Soziotherapie, einer speziellen Gesprächsmethode, lernen die Menschen, mit Konflikten und Gefühlen umzugehen“, sagt Corita. Diese Sitzungen dauern fünfzehn Wochen. Zu diesem Zweck arbeitet ZOA mit lokalen Organisationen und Freiwilligen zusammen.
Soziotperapie im Kongo Kalungu 2019 - Foto: Jaco Klamer
Ziel der Soziotherapie ist der Aufbau von Selbstvertrauen, Verständnis und Nähe innerhalb oder zwischen Gruppen. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene ethnischen Gruppen oder einzelne Familien. Die Teilnehmer nehmen an Gruppendiskussionen und Rollenspielen teil. Es werden alle möglichen Themen behandelt, zum Beispiel: Wie gehe ich mit meinem Nachbarn um, der sich streiten will? Corita erzählt: „Ich möchte betonen, dass wir keine Trauma-Behandlungen durchführen, weil wir dafür nicht qualifiziert sind. Aber es ist bereits sehr hilfreich, wenn Menschen ihre Probleme in einer Gruppe teilen können.“
Ermutigende Ergebnisse
In Liberia und im Kongo wird die Soziotherapie bereits angewandt. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend. Jérémie Shanvu aus dem Osten des Kongo ist Leiter einer Jugendgruppe. Er sagt: „Wir sehen eine Veränderung in der Mentalität und im Verhalten der Teilnehmer und sogar bei uns selbst. Wir reagieren nicht mehr in erster Linie auf der Grundlage unserer Emotionen, sondern denken zuerst an uns selbst und an andere. Wir schaffen es, andere nicht mehr als Feinde zu betrachten und. wir haben sogar Freundschaften mit unseren ehemaligen Feinden geschlossen!“
7 Gründe, wodurch Soziotherapie den Frieden fördert:
- Die Teilnehmer lernen, mit Konflikten oder Meinungsverschiedenheiten umzugehen. „Ein Teilnehmer sagte zum Beispiel einmal, dass jemand, der einer anderen ethnischen Gruppe angehört, per Definition falsch ist. In Gesprächen hat er gelernt, wirklich zuzuhören, was jemand sagt, unabhängig von seiner Herkunft.“
- Die Teilnehmer werden geistig stärker, ruhiger, stabiler und selbstbewusster. Das ist nicht nur gut für sie, sondern auch für ihre Umwelt.
- Soziotherapie ist gut für das Familienleben. Wer mit Spannungen und Konflikten besser umgehen kann, ist auch zu Hause viel ausgeglichener.
- Durch die Soziotherapie werden die Rolle und die Rechte der Frauen, die - wie die Kinder - häufig Opfer von Gewalt sind, stärker berücksichtigt und gewürdigt.
- Die Leiter lokaler Organisationen lernen, ihre Mitglieder in Entscheidungen einzubeziehen.
- Eine bessere Zusammenarbeit stimuliert die lokale Wirtschaft.
- Diejenigen, die mehr Selbstvertrauen haben, trauen sich, Probleme mit der lokalen Regierung anzusprechen, was widerrum die Demokratie stärkt.
Soziotherapie schafft Raum für Vertrauen und Zusammenarbeit - foto Jaco Klamer
Corita fährt fort: „In der Soziotherapie machen Passivität und Misstrauen Platz für Vertrauen und Zusammenarbeit. Das erfordert Mut. Mut, sich selbst zurückzustellen. Mut, nicht immer Recht haben zu wollen. Mut, Vergangenes ruhen zu lassen, und Mut, anderen in die Augen zu sehen. Denn das kommt nicht nur Ihnen zugute, sondern der ganzen Gemeinschaft. Also alle Achtung vor unseren Teilnehmern, dass sie es gewagt haben!“