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Landfrau aus Liberia macht sich stark für politische Beteiligung

Landfrauen stärken politische Beteiligung in Liberia

In Liberia ist der Anteil von Frauen für politische Beteiligung und andere Entscheidungsprozesse ist noch immer sehr rückständig. Doch einige sind entschlossen, dies zu ändern. Denn Liberia ist auf dem Weg zu den Zwischenwahlen zum Senator im Dezember.

sehr wenige Frauen

Alle Liberianer, Männer und Frauen, sind Teil der Entwicklung Liberias

Doch unter den angehenden und ausgewählten Kandidaten befinden sich leider nur sehr wenige Frauen. Durch ein Friedensförderungsprojekt soll das jetzt geändert werden.

Das Liberia Peacebuilding Office (kurz: PBO) und ZOA Liberia arbeiten zusammen an einem von Irish Aid finanzierten Friedensförderungsprojekt. Es trägt den Titel Strengthening Inclusive Civic and Political Participation and promoting constructive pre-election campaigning for Sustained Peace in Liberia. Das Projektziel ist es, die integrative und gerechte bürgerliche und politische Beteiligung von Frauen, Menschen mit Behinderungen und anderen Randgruppen zu erhöhen. Dabei konzentriert sich das Projekt auf die Bezirke Grand Cape Mount, Margibi, Montserrado, Bong, Nimba und Sinoe.

Vor vielen Jahren war die Beteiligung von Frauen an der politischen Führung, insbesondere von Frauen auf dem Land, keine Priorität. Die Übernahme politischer Führungsrollen durch Frauen in den Grafschaften war höchst umstritten. Frauen drängten nicht darauf, ihr Recht auf politische Beteiligung wahrzunehmen, sondern unterstützten stattdessen Männer in politische Führungspositionen. Doch die Zeiten ändern sich, und Frauen erheben sich, um ihren Platz einzunehmen.

Liberianische Frauen klatschen

In einer kritischen Phase

Liberia befindet sich jetzt in einer kritischen Phase. Diese betrifft die Entwicklung der im Entstehen begriffenen Demokratie des Landes und die Aufrechterhaltung des Friedens und der Stabilität. Beide sind notwendig, um extreme Armut und Ungleichheit zu bekämpfen. Damit dies geschehen kann, müssen die Entwicklungs- und politischen Entscheidungsprozesse integrativ sein. Dies ist noch nicht der Fall, da derzeit weniger als 10% der Parlamentssitze von Frauen besetzt sind und es nur eine Frau im Senat gibt.

Zunächst wollten ZOA und das PBO-Team die formellen und informellen Barrieren verstehen, welche die Teilhabe von Frauen am politischen und bürgerlichen Leben behindern. Dazu entwickelten wir ein Programm mit einem einzigartigen, wertschätzenden Untersuchungsansatz. Gemeindebesuche und Fokusgruppendiskussionen mit Hilfe von Theaterstücken und Liedern halfen den Frauen, einige der Barrieren zu erkennen, anzusprechen und zu überwinden. Dazu hielten die Teams Treffen mit Frauengruppen, Schlüsselakteuren und Behindertengruppen ab. Zusätzlich ermittelten wir Treiber und Blockierer in allen Bezirken. Jede ausgewählte Gruppe von Landfrauen war einzigartig und bestimmte ihren eigenen Weg innerhalb des Projekts.

Eine schwierige Arbeit

Einige Hürden wurden von den Frauen erwähnt, die als Erfolgsbeispiele identifiziert wurden. Zu ihnen zählt z.B. Madam Jamiyatu Konneh Watson. Sie wurde zur Paramount Chief des Porkpa-Distrikts in Grand Cape Mount gewählt. Sie stellte fest: Dieser Job ist nicht einfach, besonders wenn man eine Frau ist. Denn überall gibt es Männer, die Hürden aufbauen, um unseren Erfolg zu verhindern. Aber man muss in jeder Situation entschlossen und stark sein. Ebenfalls werden die mangelnde Bildung für Mädchen und die anhaltenden traditionellen und religiösen Werte und Geschlechternormen als Haupthindernisse für die volle Teilnahme von Frauen am bürgerlichen und politischen Leben genannt.

Das PBO-Team in Liberia, vier Personen

Da sich Werte und traditionelle Überzeugungen von Bezirk zu Bezirk unterscheiden, passte ZOA das Programm regelmäßig an den lokalen Kontext an. So ist Grand Cape Mount zum Beispiel ein Bezirk, der den religiösen und traditionellen Normen und Überzeugungen großen Wert beimisst. Dabei stellen die traditionellen, manchmal religiösen Werte, die das Leben der Bürgerinnen und Bürger bestimmen, nach wie vor Männer an die Spitze der Führung und Frauen auf eine den Männern untergeordnete Ebene. Deshalb spiegelten die Aktivitäten und Diskussionen, die das ZOA Team dort führte, diese Realitäten wider.

Männer und Frauen müssen zusammenarbeiten

In den Treffen mit verschiedenen Akteuren und Gruppen wurde auch die Rolle der Männer diskutiert. Um die Beteiligung von Frauen zu fördern, war es wichtig, die Männer in den Grafschaften aufzufordern, als Treiber zu fungieren. Das heißt, dass sie Frauen und ihre Entscheidungen zur Übernahme politischer Verantwortung unterstützen. Denn die Beteiligung von Frauen an bürgerlichen Führungsaufgaben und politischen Errungenschaften wird deutlich verstärkt, wenn sie von Männern unterstützt werden. Männer können als mächtige Verbündete angesehen werden, die über viel Erfahrung in der bürgerlichen und politischen Führung verfügen.

Frau im Rollstuhl erklärt etwas

Liberia braucht mehr und tieferes bürgerschaftliches Engagement. Daher muss das Land Frauen und Menschen mit Behinderungen eine aktivere Rolle für die bürgerliche und politische Beteiligung ermöglichen. Dies trägt dazu bei, die Einheit und Toleranz unter den Mitgliedern der Gemeinschaft zu stärken und ein positives Umfeld zu schaffen. Dies ist auch eine entscheidende Voraussetzung für die Förderung einer konstruktiven Wahlkampagne im Vorfeld der Wahlen, welche die zweite Säule des ZOA / PBO-Programms darstellt.

Training und Diskussion

Als Hauptantriebskräfte des Empowerment von Frauen in den Landkreisen haben Frauengruppen in Städten und Dörfern ein großes Potenzial. Darauf baut das Programm durch Schulungen und Diskussionen auf. Die meisten Frauen- und Jugendgruppen sind sich darin einig, dass trotz der vielen Faktoren, die es Frauen erschweren, eine Führungsrolle in der Grafschaft zu übernehmen, Fortschritte erzielt werden. Daher zeigt und verstärkt das Programm positive Erfolgsgeschichten, wie z.B. die Wahl der beiden weiblichen Paramount Chiefs in Grand Cape Mount, in den Distrikten Garwula und Porkpa. Diese inspirierenden Frauen zeigen, dass es möglich ist, und ermutigen ihre Gemeindekollegen und andere Gleichaltrige. Wie Amiyata Konneh Watson sagt: Ich möchte jeder Frau, die ein politisches Amt anstrebt, sagen, dass sie keine Angst davor haben sollte, sich dem Rennen anzuschließen!

Für uns bei ZOA kennt die Hilfe keine Grenzen: Wir helfen Opfern von Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten auf der ganzen Welt. Das fängt bei der Soforthilfe an, aber wir bleiben auch dann noch, bis die Menschen wieder auf eigenen Beinen stehen.