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Nasima, im Haus ihres Onkels

Nasima war die Einzige, die dem Ertrinken entrann

Das Volk der Rohingya wird in Myanmar verfolgt und bedroht. Unter den Opfern ist auch die Familie von Nasima. Zusammen mit ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern floh sie mit einem Boot. Doch ihre Flucht endete verheerend.

Horrorgeschichte

Schreckliche Situation in Myanmar

Aber die Familie kam nie an einem sicheren Ort an. Bis auf Nasima. Lesen Sie die Horrorgeschichte, die die kleine Nasima (8) durchmachen musste:

Warnung: Diese Geschichte enthält schockierende Beschreibungen. Bitte lesen Sie nur weiter, wenn Sie damit einverstanden sind.

Wenn man im Flüchtlingslager ankommt, sieht man ein fröhliches Mädchen, das mit ihren Freunden herumtobt. An einem Ort, an dem die Hoffnungslosigkeit spürbar ist, sticht Nasimas lebendige Persönlichkeit hervor. Man würde nicht vermuten, dass hinter ihrer extrovertierten Persönlichkeit ein intensiver Verlust verborgen ist. Aber sobald man sie nach ihrer Flucht aus Myanmar fragt, verschwindet ihr Lächeln. Monoton erzählt sie vom Tod ihrer Familie.

Nasima entkam zusammen mit ihrem Vater, ihrer Mutter, Großmutter und ihren Brüdern und Schwestern dem Massenmord in ihrem Dorf. Als sie am Fluss ankamen, versuchten sie, mit dem Boot zu fliehen. Zusammen mit etwa siebzig Anderen, kroch auch ihre Familie auf das Boot und sie segelten los. Doch sie kamen nie an ihrem Ziel an.

Auf halbem Weg kenterte das Boot und fast jeder ertrank. Nasima kämpfte darum, über Wasser zu bleiben und packte alle Trümmer, die sie finden konnte, doch alles schien zu sinken. Schließlich fand sie etwas, das sich über Wasser hielt. Völlig erschöpft ließ die Panik von ihr ab und sie hielt sich fest. Bis sie erkannte, dass ihr Floß kein Fragment, sondern ein treibender Körper war.

Nasimas Onkel erzählt:

Meine Frau und ich lebten bereits in diesem Lager, als wir hörten, dass auch meine Verwandten planen, in dieses Flüchtlingslager zu kommen. Sie kamen an die Grenze, durften sie aber nicht überschreiten. Deshalb stiegen sie auf ein Boot. Später hörte ich, dass 76 Personen auf dem kleinen Fischerboot waren, das eigentlich nur 50 Personen aufnehmen konnte. Noch später an diesem Tag erhielt ich einen Anruf, dass das Boot gekentert war und dass sie dringend Hilfe brauchten. Ich hörte besonders viel Geschrei und Lärm, dann wurde der Kontakt abgebrochen.

So schnell wie möglich rannte ich zum Strand, um zu sehen, was ich tun konnte, aber ich konnte sie nirgendwo sehen. Ich habe die Küstenwache informiert, die bereits auf dem Weg war. Aber es half nichts: Von den 76 Personen an Bord waren bereits 60 ertrunken. Die Einzige von meiner Familie, die überlebte, war die kleine Nasima. Ich sah sie treiben, während sie den Körper ihrer Großmutter fest hielt. Das hielt sie über Wasser.

Ich werde nie das Bild vergessen, als sie zu uns kam. Sie war so krank und ängstlich. Meine Frau und ich umarmten sie und weinten mit ihr. Das Einzige, was sie hervorbringen konnte, war, dass sie alle verloren hatte, als die große Welle kam. Mein Herz brach für das, was sie ertragen musste.

Zwei Monate später ist Nasima immer noch oft ängstlich. Ich habe gestern Abend von meiner Mama geträumt, erzählt sie manchmal. Sie hat mich gefragt, wo meine Schwester ist. Sie sagte mir, dass sie mit aller Kraft versuchte, ihre Schwester zu retten, aber dass sie nicht die Kraft dazu hatte. Ich denke, sie fühlt sich deswegen immer noch schuldig.

Jetzt lebt sie mit mir, meiner Frau und unseren beiden Kindern. Sie geht zur Schule, wo es ihr sehr gut geht. Sie findet alle Fächer interessant, besonders Mathematik, und später will sie Ärztin oder Lehrerin werden. Ich werde sie wie meine eigene Tochter großziehen.

Lassen Sie Flüchtlinge wie Nasima nicht allein. Mit Ihrer Hilfe können wir Flüchtlingen auf der ganzen Welt helfen, zum Beispiel mit Nahrung, sauberem Trinkwasser und Traumaverarbeitung.