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Aktuelle Lage in der Ukraine: ZOA Mitarbeiter vor zerstörten Häusern

Wie ist die aktuelle Lage in der Ukraine?

Vor drei Monaten brach in der Ukraine der Krieg aus, und ZOA startete die Arbeit im Land, um Soforthilfe zu leisten. Unser Nothilfeexperte Hielke Zantema kehrte letzte Woche aus dem Land zurück und berichtet über die Situation vor Ort.

HIELKE ZANTEMA ZUR LAGE IN DER UKRAINE

‘Die Ukrainer sind enorm kämpferisch. Sie ermutigen sich gegenseitig.’

Der Krieg in der Ukraine dauert jetzt seit etwa drei Monaten an und ist längst nicht mehr in den Schlagzeilen der Medien präsent. Doch wie ist die Lage im Land? Hielke Zantema reiste kürzlich in die Ukraine, um sich ein Bild von der nötigen Hilfe zu machen: „Es ist schwer zu erfassen, was ich vorgefunden habe: zerbombte Stadtviertel, Schulen, Krankenhäuser. Gleichzeitig sind die Ukrainer sehr kämpferisch und unterstützen einander.“

Obwohl viele Menschen aus der Ukraine geflohen sind, gibt es auch 8 Millionen Binnenflüchtlinge. Wie ist ihre Situation und was brauchen sie? Mit diesem Auftrag reiste Hielke kürzlich in die Ukraine. Er besuchte zwei Gebiete: eine Region nördlich von Kiew, die in den ersten Wochen des Krieges stark unter Beschuss geraten war. Und ein Gebiet etwa sieben Autostunden östlich von Kiew, in das viele Binnenflüchtlinge u. a. aus Charkow und dem Donbass geflohen sind.

Donbas

Die härtesten Kämpfe finden derzeit im Donbas statt. Die Russen scheinen die Absicht zu haben, einen Teil des Donbass abzuschotten. Der russische Außenminister Sergej Lawrow selbst räumte kürzlich ein, dass der Donbas höchste Priorität habe. Aber wenn Russland wirklich den gesamten Donbass haben will, muss es erst noch einen ganzen Abschnitt erobern. Einschließlich Kramatorsk, wo sich das ukrainische Hauptquartier befindet (Bron: RTL News).

Hielke: „Ich war in Dörfern, in denen 80 bis 90 Prozent der Gebäude zerstört sind. Die Menschen leben immer noch dort, denn nicht jeder hat die Möglichkeit zu fliehen. Ich habe mit einem alten Mann in den Siebzigern gesprochen. Nach einem Bombenangriff war von seinem Haus nur noch wenig übrig. Er war entrüstet und fassungslos. 'Warum ist das so? Warum? Warum geschieht das mit mir?' Das können Sie als Pflegekraft nicht beantworten. Man kann es gar nicht begreifen, wenn man die zerbombten Viertel, Schulen, und Krankenhäuser sieht. Ich bin genauso machtlos wie dieser Mann, und in einem solchen Moment kann ich nur zuhören und meinen Arm um ihn legen.“

Aktuelle Lage in der Ukraine: Hielke spricht mit einem einheimischen Mann, von dessen Haus nur noch wenig übrig ist

Reparaturen und Wiederaufbau

Gleichzeitig wird deutlich, wie wichtig die Hilfe von ZOA ist. Während des Einsatzes hat unser Team zum Beispiel eine Karte der völlig zerstörten Häuser und derjenigen, die eine Ersatzunterkunft benötigen, erstellt. Doch viele Häuser sind zumindest teilweise beschädigt, etwa durch zerbrochene Fenster oder ein beschädigtes Dach. Hielke erklärt: „Wir können hier schnell handeln, indem wir Geld für Reparaturen spenden oder das Haus von einem Statiker begutachten lassen, um zu sehen, welche Reparaturen notwendig sind. Auf diese Weise können Sie den Menschen ganz konkret bei einem ihrer Grundbedürfnisse, nämlich der Unterkunft, helfen. Und auch wenn es noch lange hinscheint, ist es sehr wichtig, diese Reparaturen vor dem kalten Winter durchzuführen.“

Aktuelle Lage in der Ukraine: Eine Gruppe Ukrainer vor einem Haus mit zerstörtem Dach

Hielke besuchte auch eine östliche Region, in die viele Binnenflüchtlinge geflüchtet sind. ZOA leistet dort akute Nothilfe. Hielke: „Dieses Gebiet ist sehr strategisch für Menschen aus verschiedenen Regionen. Außerdem wurde es bisher nicht von den Russen ins Visier genommen. Etwa 200.000 bis 300.000 Binnenvertriebene sind derzeit dort untergebracht. Es ist sehr erschütternd, diese zerstörten Gebiete zu sehen und die Geschichten der Menschen zu hören. Zugleich haben die Ukrainer einen enormen Kampfgeist. Ich habe eigentlich noch niemanden getroffen, der völlig verzweifelt war. Die Menschen unterstützen einander und halten sich gegenseitig aufrecht. Das ist trotz der Tragödie sehr hoffnungsvoll zu sehen.“

Wie wir in der Ukraine helfen

ZOA agiert als Teil des christlichen Nothilfeclusters (Christian Relief Cluster), einem Zusammenschluss einer Gruppe Hilfsorganisationen (Dorcas, EO Metterdaad, Come over and help, Save a Child, Tearfund, Woord en Daad und ZOA). Bei größeren Katastrophen und Krisen können alle Organisationen schnell mit einer gemeinsamen Nothilfeaktion aktiv werden. So auch in der Ukraine. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen arbeiten wir vor Ort zusammen, um schnell und effektiv Hilfe leisten zu können.

Helfer vor Ort unterstützen   Infos zur Nothilfe in der Ukraine