Bei dem Angriff vor sechs Jahren flohen fast alle Männer, Frauen und Kinder aus dem Dorf, wurden aber von Boko Haram gefangen genommen. Auch einige Soldaten wurden verschleppt. Die gewalttätigen Kämpfer brachten die Dorfbewohner auf den Dorfplatz; Aisa konnte sie von ihrem Versteck aus genau sehen. Zuerst wurden die Soldaten hingerichtet. Dann mussten sich Aisas Nachbarn und Freunde auf den Bauch legen und bekamen abwechselnd Schüsse in den Kopf.
Chaos
Aisa wartete, bis es dunkel wurde, und kroch dann vorsichtig aus ihrer Hütte. Am Rande des Dorfes traf sie zwei weitere ältere Menschen und sie beschlossen, gemeinsam zur Hauptstraße zu gehen. An der Hauptstraße herrschte eine chaotische Situation, da alle versuchten, so schnell wie möglich zu fliehen und das Flüchtlingslager Gongulong zu erreichen. Aisa wurde von der Menge umgerannt, konnte sich aber wieder aufrappeln. Schließlich erreichte Aisa das Lager, in dem sie nun in ihrer kleinen Hütte aus Stoff lebt.
Mein Magen weint
Aisa ist davon abhängig, was andere Vertriebene ihr an Nahrungsmitteln geben. So ist jeder Tag ein Tag des Abwartens für sie. Während der Regenzeit gibt es viele Tage, an denen sie nichts zu Essen erhält. Aisa erzählt: „Mein Magen weint. Denn wenn ich etwas zu essen bekomme, muss ich darüber nachdenken, was ich gesehen habe. Dann kann ich kaum etwas essen, obwohl ich so hungrig bin.“ In letzter Zeit sind einige Dorfbewohner in das Dorf zurückgekehrt. Sie baten auch Aisa, zurückzukommen. Doch Aisa würde lieber in ihrer Hütte an der staubigen Straße leben, als an diesen schrecklichen Ort zurückzukehren.