Hunger ist immer ein ernstes Thema. Um jedoch anzuzeigen, wann eine Situation so alarmierend ist, dass sofortiges Handeln erforderlich ist, verwendet das WEP fünf aufsteigende Stufen.
Fünf Stufen des Hungers
- Stufe 1 - Haushalte sind noch in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken.
- Stufe 2 - Haushalte können nur die notwendigsten Lebensmittel kaufen
- Stufe 3 - Haushalte haben Lücken im Lebensmittelkonsum, die zu einer hohen oder überdurchschnittlichen Unterernährung führen.
- Stufe 4 - Haushalte haben große Lücken im Lebensmittelkonsum, was zu akuter Unterernährung und Sterblichkeit führt.
- Stufe 5 - Haushalte haben nur extrem wenig Nahrungsmitteln und/oder andere Grundbedürfnisse. Ohne Unterstützung sind Hunger, Armut, extreme Unterernährung und Tod unvermeidlich.
Extremer Anstieg von Menschen, die an Hunger leiden
Nach dem jüngsten Bericht des Welternährungsprogramms (WFP) leiden derzeit weltweit mehr als 161 Millionen Menschen an extremem Hunger (Skala 3 oder höher). Dies ist die höchste Zahl seit fünf Jahren. Die Tatsache, dass so viele Menschen unter extremem Hunger leiden, ist das Ergebnis einer Häufung von Problemen: Klimawandel, wirtschaftliche Not und Konflikte in der Region. Während die Länder bereits mit Nahrungsmittelknappheit konfrontiert waren, haben die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Lockdowns und die Zunahme extremer Wetterbedingungen die Situation noch erheblich verschärft.
Top 8
Ab Stufe 3 ist die Situation so dringend, dass ein sofortiges Handeln erforderlich ist. Betrachtet man die 8 Länder, in denen sich die meisten Menschen (in absoluten Zahlen) in Stufe 3 oder höher befinden, so ergibt sich traurige Rangliste, die auf den Zahlen des Global Report on Food Crises von September 2021 basiert:
8. Südsudan: 7.2 Millionen Menschen hungern
Im zweiten Jahr in Folge erlebte der Südsudan extrem starke Regenfälle. Von Juli bis Oktober 2020 zerstörten sie Ernten und zwangen Menschen zur Flucht.
7. Sudan: 9.8 Millionen Menschen hungern
Zusätzlich zu den bestehenden Problemen hatte der Sudan im vergangenen Jahr mit einem großen Zustrom von Flüchtlingen aus Tigray in Äthiopien und dem Aufflammen interner Kämpfe unter anderem in Darfur zu kämpfen.
6. Syrien: 12.4 Millionen* Menschen hungern
Mehr als zehn Jahre Krise in Syrien haben die Wirtschaft völlig zerstört. Im August 2020 hatte das syrische Pfund zum Beispiel nur noch 2-3 % des Wertes von 2010.
5. Nigeria: 12.8 Millionen Menschen hungern
Der Boko-Haram-Konflikt im Nordosten Nigerias verschärfte sich und zwang noch mehr Menschen zur Flucht. Außerdem hinderte die Gewalt die Landwirte daran, ihr Land zu bewirtschaften, was zu nur wenigen Erträgen führte. Infolgedessen stiegen die Lebensmittelpreise drastisch an.
4. Afghanistan: 13.2 Millionen Menschen hungern
Schon vor der Coronapandemie herrschten in Afghanistan beispiellos harte wirtschaftliche Bedingungen, die durch politische Unsicherheit und Ungewissheit verursacht wurden. Diese Situation hat sich durch die Abriegelungen und die Machtübernahme der Taliban im August 2021 dramatisch verschlechtert.
3. Jemen: 16.1 Millionen Menschen hungern
Fünf Jahre lang andauernder Konflikt im Jemen, wirtschaftlicher Zusammenbruch und schwere Überschwemmungen im Jahr 2020 haben dazu geführt, dass sich fast die Hälfte der Bevölkerung in der Krisenstufe 3 oder höher befindet.
2. Äthiopien: 16.8 Millionen Menschen hungern
Der schwere Konflikt in der Region Tigray treibt viele Menschen in eine Situation extremen Hungers. Außerdem wurde das Land zuvor von einer Heuschreckenplage heimgesucht, die einen Großteil der Ernten vernichtete.
1. Kongo: 27.3 Millionen Menschen hungern
Gewalt und Unsicherheit hinderten die Landwirte im Kongo daran, ihre Felder zu bestellen, wodurch die Ernten zurückgingen. Subsistenzwirtschaftliche Haushalte sind nun zunehmend vom Markt abhängig, was zu hohen Lebensmittelpreisen führt.
* Für Syrien liegen keine aktuellen Zahlen vor. Diese Schätzung basiert auf Zahlen aus dem Jahr 2020. Es ist möglich, dass die Situation noch ernster ist.