Direkt zum Inhalt
Müll sammeln, um zu überleben: Nathaly aus Kolumbien vor Müllsäcken

Müll sammeln, um zu überleben

Nach einer langen Flucht aus ihrem Heimatland Venezuela kam Nathaly de los Angeles Escobar Pineda vor anderthalb Jahren mit ihren beiden kleinen Kindern in Kolumbien an und hoffte auf ein besseres Leben. Doch ihre Hoffnung erwies sich als vergeblich. Heute muss sie Müll sammeln, um ihre Kinder zu ernähren, aber sie gibt nicht auf.

ACHT STUNDEN Laufen FÜR EINE MAHLZEIT

Nathaly muss Müll sammeln, um zu überleben

„Ich hätte nie gedacht, dass wir jemals in eine so schwierige Situation geraten“, erzählt Nathaly. Die alleinerziehende Mutter aus Venezuela geht täglich mit ihren beiden kleinen Kindern durch die Straßen der kolumbianischen Stadt Tame, um Müll zu sammeln. „Wir suchen nach Müll, um zu überleben“, sagt sie.

Mit zwanzig Jahren ist sie gerade erst erwachsen geworden. Und doch hat Nathaly de los Angeles Escobar Pineda bereits eine lange Geschichte hinter sich. Nathalys Partner verließ sie und ihre beiden kleinen Kinder, als sie noch in Venezuela lebte. In ihrem Heimatland, das sich seit mehr als fünf Jahren in einer tiefen Wirtschaftskrise befindet, lebten sie in Armut.

Wie Millionen ihrer Landsleute litten Nathaly und ihre Kinder unter dem Zusammenbruch von Recht und Ordnung und einem gravierenden Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Sie sah keine Zukunft in Venezuela und beschloss, das Land zu verlassen.

Eine Mahlzeit pro Tag

Vor eineinhalb Jahren wagte sie den Schritt – im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Bundesstaat Lara, in dem sie lebten, legten Nathaly und ihre Kinder mehr als 700 Kilometer zurück, bis sie in der kolumbianischen Stadt Tame auf ihre Schwägerin trafen. Letztere bot ihnen für einige Wochen Unterschlupf.

„Ich musste sofort etwas finden, womit ich Geld verdienen konnte“, sagt Nathaly. „Ich entschied mich, Müll zu sammeln. Jeden Tag suche ich in den Abfällen, die noch nicht abgeholt wurden, nach Pappe, Plastik und Metall. Denn die Materialien kann ich separat verkaufen.“

Müll sammeln, um zu überleben: Nathaly aus Kolumbien sitzt auf einer Bank am Straßenrand

Jeden Tag laufen Nathaly und ihre Kinder mehr als acht Stunden lang durch die Straßen von Tame und kontrollieren Müllsäcke. Am Ende des Tages haben sie gerade genug verdient, um eine Mahlzeit zu bezahlen. „Ich hätte nie gedacht, dass unser Leben hier in Kolumbien so sein würde“, sagt sie. „Dass wir Müll sammeln müssen, um zu überleben.“

Hoffnungsschimmer

Wegen der grellen Sonne, durch die sie jeden Tag auf der Suche nach Müll laufen, entwickelte ihr zweijähriger Sohn einen schweren Hautausschlag. Nathaly eilte zu Première Urgence Internationale, einer Organisation, die kostenlose Erste Hilfe für Menschen in Not leistet. Dies brachte einen Hoffnungsschimmer in ihr Leben zurück. Denn die Entwicklungshelfer, die ihren Sohn behandelten, verwiesen sie an ZOA.

Nathaly konnte sich für das Bargeldprogramm von ZOA registrieren lassen, weil ihre Kinder unterernährt waren und sie nicht genügend Geld für Nahrungsmittel hatte. Sechs Monate lang wird ZOA nun jeden Monat fast einhundert Euro auf ihre Karte laden. Diesen Betrag kann sie bei zugelassenen Lebensmittelhändlern, Restaurants und Drogerien in der Umgebung ausgeben.

„Diese Geldkarte ist ein echter Segen“, freut sie sich. „So oft mussten wir den Tag mit leerem Magen beginnen. Ich konnte meinen Kindern nicht einmal Zuckerwasser zum Frühstück geben. Aber jetzt haben sie sogar zugenommen. Wir können jetzt essen, was wir früher nur im Fernsehen gesehen haben. Ich bin Gott so dankbar für ZOA!“

Helfen Sie Menschen auf der Flucht wie Nathaly

Rund sechs Millionen Venezolaner sind aus ihrem Land geflohen, die meisten nach Kolumbien. Viele von ihnen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Gemeinsam können wir so vielen Menschen auf der Flucht wie möglich Unterstützung bieten. ZOA hilft vor Ort mit Bargeldkarten, aber auch z. B. durch Unterkünfte, sanitäre Einrichtungen und Trinkwasser. Unterstützen Sie uns?

Jetzt helfen    Zum Länderprofil Kolumbien